1997 habe ich mein Hobby, das Modellieren von Softskulpturen zum Beruf gemacht. Softskulpturen? Darunter versteht man Arbeiten, die, unter Verwendung verschiedenster Gestaltungstechniken, vom gängigen Puppenschema abweichen, um es thematisch zu erweitern und künstlerisch zu vertiefen. In meinem Fall sind es 'die Bewohner von Sorcerer's Grove' - des Zauberers Hain, den ich eigens als ihre Heimat erdachte - phantastische Gestalten, skurrile Wesen, Elfen, Feen, Fabelwesen und wie man sie auch immer nennt. Ich versuche in meinen Softskulpturen die alten Wesen aus den Überlieferungen einzufangen. Man hat mir schon vorgeworfen, die Gesichter meiner Wesen ähnelten Karikaturen, sie hätten nichts liebliches an sich. Für mich ist das ein Kompliment. Mich interessiert die menschliche Mimik und ihre Überzeichnung, die, übertragen auf mystische Wesen, deren Existenz von vielen angezweifelt wird, noch an Eindringlichkeit gewinnt. Das besondere an den Naturgeistern ist ja u.a. auch ihre ungebrochene, ja unzivilisierte Emotionalität. Bei ihnen findet man alles: Wutanfälle, Freudentänze, Heimtücke, Schadenfreude, Mitleid und Liebe. Gefühlsäußerungen, die sich der Mensch heute nicht mehr so ohne weiteres leisten will, sind bei ihnen ganz normal. Viele der Geister werden zudem als alt und runzelig beschrieben. Und gibt es etwas sympathischeres als ein Gesicht voller Runzeln, verklärt durch ein Lächeln? Unirdische sind niemals nur lieb und nett oder nur unheilbringend und schlecht. Es ist immer etwas zweischneidiges an ihnen sie sind dämonisch und liebenswert in einem. Es reizt mich, z.B. einem Erdzwerg mit seinem furchterregenden Gebiß etwas gewinnend herzliches in den Blick zu legen. Und eine Fee in vollendeter Schönheit kann auch etwas kaltes an sich haben. Ich modelliere jede Figur von Hand, frei, ohne Form. Es gibt also jede nur einmal, wie ja auch jeder Unirdische etwas einmaliges ist. Es gibt keine zwei, die sich vollständig ähneln.